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Meeting Jakob Johnson again – Online-Meeting unserer Jugend mit einem NFL-Profi

Nach 2013 trafen die FT 1844 Sacristans Juniors erneut auf Jakob Johnson. Dieses Mal aber nicht wie 2013 als Gegner auf dem Feld in der Jugend Bundesliga, sondern als Gesprächspartner in einem Online-Meeting. Der gebürtige Stuttgarter beantwortete über eine Stunde die Fragen unseren Spielerinnen und Spieler. Er erzählte von seinem Weg in die NFL, über seinen Anfang in der Flagjugend der Stuttgart Scorpions, seinen rund 600 E-Mails, die er an Colleges in den USA gesendet hatte und nur drei Antworten erhielt, von seiner Zeit an der Jean Ribault High School in Jacksonville, Florida und seinem Stipendium an der University of Tennessee. Dann zerplatzte aber zunächst der Traum. Denn an seinem Pro Day, der Tag, an dem sich College Talente den Proficlubs zeigen und sich für die Draft empfehlen wollen, hatte er einen rabenschwarzen Tag. „Ich war nur zwei Wochen im Training, da ich davor eine Schulter-OP hatte“, erinnert sich Jakob Johnson. Der Weg ging also nicht in die NFL, sondern zurück nach Stuttgart. Dort spielte er 2018 in der Bundesliga bei seinem Heimatverein, den Scorpions. Dann die erneute Chance. Über das NFL International Pathway Progamm, das nicht in den USA geborene Footballspieler fördern soll, setzte sich der heute 26-jährige durch. Er wurde zu den New England Patriots berufen, dem Team, das in den vergangenen zwei Dekaden mit seinem Superstar Quarterback Tom Brady und Trainerlegende Bill Belichick sechs Super Bowls gewonnen hatte. Der Traum von der NFL war nach Jahren der harten Arbeit erreicht!
Was sind deine Geheimnisse? „Eigentlich sind das gar keine Geheimnisse. Mindestens acht Stunden Schlaf und davor sollte man eine halbe Stunde auch sein Handy nicht benutzen. Und ab so zwei Uhr kein Koffein mehr zu sich nehmen. Das alles beeinflusst einen guten Schlaf“, erklärt der sympathische Schwabe dem Freiburger Footballnachwuchs. Aber das ist natürlich nicht alles. Auch die Ernährung muss stimmen, um seinen Körper optimal fit zu halten. Krafttraining gehört dazu und das auch schon in jungen Jahren. „Wenn ihr nicht ins Fitnessstudio könnt, macht Liegestütze oder Klimmzüge.“
Was muss man tun, um seine Kontaktangst abzubauen? Anfänglich sei er gar nicht so kräftig und körperlich dominant gewesen, erinnert er sich. Irgendwann habe er beim Training in Stuttgart beschlossen, die Angst vor dem Kontakt abzulegen und mit seinem Kumpel Georg Klenk (der später auch am College in Wyoming spielte) entschieden jetzt in den Sport zu investieren und mit dem Krafttraining zu beginnen.
Welche schulischen Voraussetzungen sollte man mitbringen? „Wenn ihr das Abitur in Baden-Württemberg gemacht habt, seid ihr schulisch gut gerüstet für die USA“, so Jakob Johnson zu den akademischen Anforderungen. Selbst hat er aber zunächst den Realschulabschluss gemacht und dann das Fachabitur. Er war verwundert als er Oberstufenmathe an der Uni in Tennessee als Hausaufgaben erledigen musste. „Das studieren in den USA ist anders als in Deutschland.“ Hier sei man in der Gestaltung seines Studiums freier als in den USA, wo doch sehr viel vorgegeben und vorgeschrieben ist und es noch im Studium viele Hausaufgaben gibt. Aber gerade als „student athlete“ sei es ein sehr großes Pensum, das man bewältigen muss. Denn neben dem Studium ist man täglich mehrere Stunden mit seinem Sport beschäftigt. Gutes Zeitmanagement ist da entscheidend.
Und wie kommt man jetzt in die USA? Nun, da gäbe es drei Wege, erklärt Johnson. Zum einen über eine Highschool. Amerikanische Coaches wollen sehen, dass man sich gegen amerikanische Spieler durchsetzen kann. Von da aus kann es dann mit einem Stipendium ans College gehen. Der zweite Weg ist anfangen zu sparen und sich über Summer Camps, die es zu Hauf in den USA gibt, zu empfehlen. „Da braucht es nicht zwingend ein Programm dazu, das kann man auch selbst planen“, meint Jakob Johnson. Da würde man von College Coaches trainiert und beobachtet und da gilt es natürlich dann entsprechend auf das Radar der Scouts zu kommen. Der dritte Weg ist über die GFL in Deutschland, sich also in der Bundesliga durchzusetzen, dann einen Platz im Kombine für die CFL (Tryout für die kanadische Profilliga) oder im Pathway Programm zu bekommen. „Alles ist aber verbunden mit viel zusätzlicher Arbeit.“ Wichtig ist allerdings, dass man auch immer einen Plan B hat, wenn es nicht klappt.
Warum hast du deine Position gewechselt? Unter anderem gelang ihm der Sprung in die NFL nur durch diesen Positionswechsel, eine „Business Decision“ wie Johnson sagt. „Als Tight End war ich ein wenig zu klein und als Fullback bin ich gerade an dem oberen Grenzen, was die Größe angeht.“ Beim Pathway Programm hatte man ihm aber als Fullback mehr Chancen ausgerechnet. Im College hatte er noch in der Defense als Linebacker gespielt, wurde aber dann zum Tight End umgeschult. „Die Uni hatte damals ein anderes System in der Defense, da habe ich mit meiner Größe nicht in das Konzept der Linebacker hineingepasst.“
Wie ist es in ein volles Stadion einzulaufen? Jakob schwärmt von seiner Uni in Tennessee, wo jeden Spieltag 102.000 Zuschauer im Stadion sind. „Die Stadien sind größer und voller, aber nicht so laut wie in Deutschland“, erzählt er. Aber man gewöhne sich an die Menge der Zuschauer und sei im Spiel nicht auf seine Aufgabe fokussiert.
Und wie ist es in leeren Stadien zu spielen? „Der Adrenalinkick ist nicht so da, wie wenn die Ränge voll sind.“ Man höre seine Mitspieler und Trainer mehr.
Bist du vor Spielen nervös? Ein bisschen gibt er zu, aber in der NFL sei man so gut vorbereitet und jede Situation sei im Vorfeld besprochen und trainiert, dass man relativ beruhigt in ein Spiel gehen könne. Wenn man doch nervös sei, solle man doch mal versuchen zu meditieren oder Yoga machen, das würde helfen, gibt er als Tipp mit.
Und wie war das bei deinem ersten Touchdown? In der Saison 2020 fing er am zweiten Spieltag in Seattle gegen die Seahawks einen 1-Yard-Pass von Patriots Quarterback Cam Newton zum Touchdown. Er war damit erst der zweite Deutsche nach Markus Kuhn, dem ein Touchdown in der NFL gelangt. Das war zwar schon sehr toll, erklärt Johnson, aber da das Spiel mit 30:35 knapp verloren ging, konnte er sich nur bedingt freuen. Denn die NFL ist auch „Business“ und wenn man verliert, geht es weiter zum nächsten Spiel, das man dann besser nicht verliert.
Nach knapp über einer Stunde, die Jakob Johnson in der Umkleidekabine der Patriots saß und mit uns plauderte, musste er weiter und hinterließ eine Menge begeisterter Spieler und Trainer, die von dem unheimlich bodenständigen jungen Mann, mit seiner positiven Ausstrahlung viel über den Weg eines Profis erfahren durften. Den hätten sie auch gerne bei sich im Team. An diesem Tag haben sicher viele von unseren Spielerinnen und Spielern ein neues Vorbild gefunden und gelernt, dass man für seinen Traum arbeiten muss, damit er Realität werden kann.