Im letzten Heimspiel der Hauptrunde in der Volleyball-Bundesliga hat die FT 1844 Freiburg zum großen Schlag ausgeholt. Gegen den aktuellen deutschen Vizemeister VfB Friedrichshafen gelang der Affenbande ein zuvor kaum für möglich gehaltener 3:1-Erfolg (25:18, 12:25, 25:18, 25:22). 1500 Zuschauer feierten die Gastgeber in der seit zehn Tagen ausverkauften Act-Now-Halle bei ihrer wohl besten Saisonleistung. Damit haben sich die Freiburger ein direktes Duell um den sechsten Tabellenplatz im letzten Hauptrundenspiel bei den Powervolleys Düren am kommenden Freitag, 14. März, 19 Uhr, erkämpft.
„Schalala-lala-lala, Efftee-Freiburg“ – so sangen und hopsten die Freiburger Volleyballer inmitten ihrer Dschungelbanden-Fans unmittelbar nach der Partie. Während die Gastgeber ausgelassen ihren 14. Sieg im 23. Saisonspiel feierten, lagen die Spieler des VfB Friedrichshafen auf dem Boden und sinnierten beim Ausdehnen über ihre Viersatz-Niederlage. Erstmals feierte die FT 1844 gegen den früheren deutschen Rekordmeister und Champions-League-Sieger vom Bodensee nicht nur einen Satzgewinn – es reichte sogar zu drei Sätzen und drei Punkten für die Bundesliga-Tabelle. „Ich habe uns selten so gut spielen sehen“, sagte der Freiburger Co-Trainer Wolfgang Beck ergriffen nach dieser Freiburger Sternstunde.
Dabei begann die Partie aus Sicht der Breisgauer nach einer grün-weißen Luftschlangen- und Konfetti-Parade der Ultra-Fans nicht einmal verheißungsvoll. Trainer Jakob Schönhagen musste beim Stand von 1:5 bereits seine erste Auszeit nehmen. Dann aber brachten sich die Freiburger mit erfolgreichen Blocks zurück ins Spiel. Bei 8:8 war erstmals wieder der Ausgleich hergestellt. Vor allem der Friedrichshafener Außenangreifer Ivan Zeljkovic fand keine Lücke mehr zwischen den Freiburger Blockhänden und wurde Mitte des Durchgangs ausgewechselt. Dann zündete der Freiburger Charles Figy im Aufschlag: Von 8:10 gelang den Gastgebern eine Serie bis 15:10. Spätestens als der erst 17-jährige Nachwuchsspieler Janko Drosemeier per Netzroller-Ass auf 23:16 stellte, hatten die Freiburger den Satz zu ihren Gunsten eingetütet. Die Blockbilanz von 8:1 war außergewöhnlich.
Was im ersten Satz alles gelang, ging im zweiten Durchgang aus Freiburger Sicht schief. Der Block griff nicht mehr so beherzt zu, Friedrichshafen traf nun seine Aufschläge besser, und der Freiburger Zuspieler Fabian Hosch konnte nicht mehr so variabel sein Angriffsspiel aufziehen. Über 4:10 und 7:15 setzten sich die Häfler immer mehr ab. Das Blatt schien sich gedreht zu haben. Der bereits im ersten Satz eingewechselte Jackson Young drehte nun im Außenangriff und von der Aufschlaglinie für die Gäste auf.
Hatte der Favorit aus Württemberg damit den Südbadenern den Zahn gezogen? Von wegen. Nach der Zehn-Minuten-Pause kehrte die Affenbande wieder frisch und motiviert aufs Feld zurück. Über 4:1 und 6:3 fanden die Freiburger gleich gut uns Spiel. Friedrichshafen konnte zwar bei 7:6 selbst einmal in Führung gehen, im Anschluss aber setzten sich die Freiburger wieder step by step ab. „Wir haben vor allem die langen Ballwechsel für uns entschieden“, stellte Co-Trainer Beck fest. Die Block-Feldabwehr mit einem reaktionsschnellen Libero Timothy McIntosh leistete ganze Arbeit. Und auch die Pipe-Angriffe von Anton Jung und Yannick Harms fanden zuverlässig den Weg ins VfB-Feld. Als der Friedrichshafener Diagonalangreifer Michal Superlak zum 19:15 für Freiburg aus dem Hinterfeld auf die Angriffslinie trat, wurde er durch Simon Tabermann Uhrenholt ersetzt. Freiburg war nun an fast jedem Ball dran und ließ sich den Satz nicht mehr nehmen.
Im vierten Durchgang begann der etatmäßige Mittelangreifer Jose Masso Alvarez für Superlak im Diagonalangriff der Häfler. Dem Kubaner, am Ende punktbester Spieler seiner Mannschaft (18), gelangen von der Position zwei einige erfolgreiche Angriffe, insgesamt aber fehlten dem Team von Trainer Adam Swaczyna an diesem Tag Kraft und Überzeugung für eine neuerliche Wende. Ein Ass von Fabian Hosch bedeutete die erstmalige Zwei-Punkte-Führung für Freiburg im vierten Satz (14:12). Friedrichshafen hielt zwar bis zum 20:21 die Partie offen, dann aber schlugen die Freiburger mit Unterstützung des begeisterten Publikums entscheidend zu. Charles Figy mit einem Einerblock und eine Masso-Fehler brachten die FT auf 23:21 nach vorne. Als der eingewechselte Superlak einen Sprungaufschlag an die untere Netzkante setzte (24:22) und dann Liam Kristjanson im zweiten Anlauf den ersten Freiburger Matchball verwertete, kannte der Jubel bei den Freiburgern keine Grenzen mehr.
„Erster Satz überragend, zweiter Satz erwartbar, im dritten Satz zurückgekommen und im vierten Satz das Niveau gehalten“ – so fasste Wolfgang Beck die Partie aus Freiburger Sicht zusammen. Die Block-Feldabwehr habe sehr gut funktioniert, „die Mittelangreifer waren voll da“, sagte Beck. MVP wurde diesmal der Kanadier Liam Kristjanson. Diagonalkraft Kevin Kobrine erwischte zwar nicht seinen besten Tag, dafür stimmte die Kollektivleistung, was sich auch in einer ausgeglichenen Angriffsbilanz ausdrückte: Bei Freiburg verteilten sich die Punkte gleichmäßig auf Kobrine, Figy (beide 11), Kristjanson, Jung (beide 10) und Harms (9).
In der Bundesliga-Tabelle sind die Freiburger durch den Sieg mit 41 Zählern zumindest vorübergehend auf den sechsten Platz vorgerückt. „Toll, wieviel Punkte wir in unserem zweiten Erstliga-Jahr geholt haben“, stellte Beck fest. Düren (40) kann am Sonntag durch einen Erfolg beim Elften Haching München wieder an Freiburg vorbeiziehen. In jedem Fall kommt es zum Abschluss der Hauptrunde zum Showdown um Platz sechs. Auf diesem Rang ginge es dann im Playoff-Viertelfinale gegen den Tabellendritten, aktuell der VfB Friedrichshafen. Der Tabellensiebte bekäme es im Modus best of three mit dem formstarken Tabellenzweiten SVG Lüneburg zu tun, der am Samstag für die erste Niederlage von Tabellenführer Berlin in der laufenden Bundesligasaison sorgte (3:2).