Wenn der deutsche Rekordmeister in Freiburg aufschlägt, ist es alles andere als überraschend, dass die Affenbande nach eineinhalb Stunden Spielzeit mit einer 0:3-Niederlage (21:25, 14:25, 20:25) vom Feld geht. Und doch wirkten die Protagonisten von der FT 1844 am Freitagabend nach dem verlorenen Bundesliga-Duell mit den Berlin Recycling Volleys ziemlich zerknirscht. „Wir können besser spielen“, stellte Diagonalangreifer Marco Frohberg fest. Und Assistenztrainer Wolfgang Beck bedauerte, dass das Team „nie in ein Flow gekommen“ ist. „Ich den entscheidenden Momenten verlieren wir ein bisschen die Linie“, sagte Beck. „Gegen die Topteams sind wir noch ein bisschen grün.“
Grün im Dschungelparadies. Die Act-Now-Halle platzte am Freitagabend aus allen Nähten. Die Partie, die wegen des Champions-League-Auftritts von Berlin in Warschau am kommenden Dienstag um zwei Tage vorverlegt wurde, war seit zwölf Tagen restlos ausverkauft. Die fantastische Stimmung, die nicht zuletzt die Ultra-Fans von der Freiburger Dschungelbande inszenierten, schien den Favoriten aus der Hauptstadt anfangs ein wenig zu beeindrucken. Freiburg konnte im ersten Satz nach einem 5:8-Rückstand schnell gleichziehen und ging auf Augenhöhe in die Crunch-Time (20:20).
Dann aber passierte das, was Assistenzcoach Beck im Nachgang als „Neckbreaker“ bezeichnete: Der Berliner Zuspieler Johannes Tille grub einen Ableger seines Gegenübers Florian Hosch aus, BR-Diagonalangreifer Jake Hanes punktete über die Position zwei, ehe sein Gegenüber Kevin Kobrine aus dem Hinterfeld erst am Berliner Block scheiterte und dann leicht übertrat – 20:24. Jetzt packten die Gäste endgültig zu und sackten den Durchgang mit 25:21 ein.
Der Satzverlust hinterließ offensichtlich Spuren bei den Gastgebern. Über 1:5, 3:9 und 6:16 verloren die Freiburger schnell den Anschluss, „aber nicht, weil Berlin überragend spielt, sondern weil wir ganz viele Fehler machen“, folgerte Beck selbstkritisch. In der Tat zog sich die Fehlerkette in dieser Phase durch alle Mannschaftsteile der Affenbande.
Cheftrainer Jakob Schönhagen reagierte mit etlichen Spielerwechseln, was vor allem Marco Frohberg im Diagonalangriff zu nutzen wusste. „Ich habe mich gefreut, dass ich die Chance bekam und sie ein bisschen nutzen konnte“, sagte der gebürtige Tuttlinger, der vor der Saison neu aus Bitterfeld-Wolfen zu den Freiburgern gestoßen war. Mit acht Punkten war Frohberg am Ende hinter Außenangreifer Anton Jung (elf) zweiterfolgreichster FT-Spieler beim Verwerten der Pässe. Den zweiten Satzverlust des Abends (14:21) konnte jedoch auch er nicht mehr verhindern.
Das Hauptproblem für die Affenbande war an diesem Tag die fehlende Durchschlagskraft des sonst so zuverlässigen Mittelangriffs. „Eine 30-prozentige Erfolgsquote reicht auf diesem Niveau nicht“, bilanzierte Beck. „Und wenn die Mitte nicht zieht, fällt es den Spielern über Außen schwer, sich gegen einen starken Block durchzusetzen.“ Oft passte an diesem Tag die Abstimmung zwischen Zuspieler und Mittelangreifer nicht. Beck sprach von Timing-Problemen: „Es ist schwierig, das im Laufe eines Spiels in den Griff zu bekommen.“
Dabei funktionierte an diesem Tag die Annahme: Libero Timothy McIntosh blieb mit dem ersten Bagger durchweg stabil, obwohl die Berliner ihn im Aufschlag gezielt suchten. „Tim hat vielleicht seine beste Annahmeleistung in dieser Saison gezeigt“, lobte Beck den US-amerikanischen Abwehrspezialisten.
Als Frohberg im dritten Satz den Berliner Außenangreifer Simon Plaskie gleich zweimal hintereinander im Block stoppte, bremste Gästetrainer Joel Blanks das Freiburger Hochgefühl unmittelbar mit einer Auszeit. Aus einer Freiburger 8:6-Führung wurde schnell ein Berliner Zwei-Punkte-Vorsprung (12:10). Wieder entglitt der FT das Momentum. Was nicht zuletzt am starken Mittelangreifer Matthew Knigge lag. Gegen die schnellen Schläge des US-Amerikaners, der bei acht von zehn Bällen punktete, fand die Freiburger Defensive kein Mittel. Zurecht wurde Knigge am Ende zum MVP gewählt.
Und plötzlich wurde es hitzig und emotional auf dem Feld: Weil der Schiedsrichter nach einer Freiburger Challenge einen Angriff von Jake Hanes im Aus gab, echauffierte sich der Berliner so stark, dass er mit der Gelben Karte noch gut bedient war. Und dann kochte die Stimmung, als BR-Coach Joel Banks sich wegen einer Geste des Freiburgers Karl-Lennart Klehm intensive beschwerte. Rote Karte für Banks (18:21) und Rote Karte für Fabian Hosch (18:22), der die Welt nicht mehr verstand. „Auch der Schiedsrichter hat hier ein bisschen die Linie verloren“, bemerkte Beck.
Von den Debatten ließen sich die Hauptstädter aber nicht mehr aus dem Konzept bringen. Sie beendeten das Match mit 25:20 souverän. „Berlin hat es geschafft, besser mit den kribbeligen Situationen umzugehen und hier kühlen Kopf zu bewahren“, räumte Frohberg am Ende ein. Gerne hätte man den Favoriten noch etwas mehr in die Bredouille gebracht. Doch dafür reichte an diesem Tag in zu vielen Bereichen - nur ein Ass bei 14 Fehlversuchen im Aufschlag - die Tagesform nicht.
Für Freiburg geht es am kommenden Samstag, 7. Dezember, um 19.30 Uhr auswärts weiter beim VfB Friedrichshafen. Die Häfler schieden zuletzt überraschend im DVV-Pokal und auch auf europäischer Ebene aus. Das nächste Heimspiel für die FT 1844 steigt am Samstag, 14.Dezember, um 20 Uhr gegen die SWD Powervolleys Düren.
(Foto: Stephan Tapken)