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Spielregeln - American Football kompakt erklärt

American Football wird seit den 1980er Jahren in Deutschland gespielt. Dennoch wirkt es auf neue Zuschauer auf den ersten Blick äußerst komplex und schwierig zu verstehen. Zugegeben ist Football in seinem Regelwerk tatsächlich wesentlich aufwendiger als bei uns populärere Sportarten, wie Fußball, Handball oder Tennis. Auch wenn der Sport durch frei empfangbare Live-Übertragungen weiter im Bekanntheitsgrad gestiegen ist und viele mittlerweile auch die Grundregeln kennen, wollen wir dennoch mal kurz einige wesentliche Punkte zum Spiel kurz erklären.

DER WICHTIGSTE UNTERSCHIED …

... zwischen Football und anderen Mannschaftssportarten besteht darin, dass beim Football vor Beginn jedes Spielzuges eine Mannschaft fest in Ballbesitz ist. Das Team mit dem Angriffsrecht, die OFFENSE, hat jeweils vier Versuche, um den Ball 10 Yards (9,14 m) vorwärts zu bewegen. Daran versucht sie die verteidigende Mannschaft, die DEFENSE, zu hindern. Schafft die Offense diese Distanz innerhalb der Vorgabe, und das kann z.B. auch schon im ersten Versuch sein, so erhält sie vier neue Versuche. Schafft sie es nicht, wechseln Ballbesitz und damit auch die Spieler auf dem Feld. Beim Football haben sich die Akteure darauf spezialisiert, entweder in der Offense oder der Defense zu spielen. So kommt es, dass ein Team oft aus 30 bis 50 Spielern besteht, obwohl sich immer nur 11 auf dem Platz befinden.

DER VIERTE VERSUCH

In der Realität hat die Offense allerdings nur drei „echte“ Versuche. Der vierte Versuch wird meist zum Kick genutzt. Ist die Offense nahe genug am gegnerischen Tor, wird sie in dieser Situation ein FIELD GOAL versuchen, das ihr drei Punkte bringt. Andernfalls steht ein PUNT an, ein Befreiungskick aus der Hand, um den Gegner bei seinem nun folgenden Ballbesitz möglichst weit hinten anfangen zu lassen. Die Offense wird im 4. Versuch nur selten einen Pass oder Lauf wagen, zum Beispiel dann, wenn die zu überbrückende Distanz sehr gering ist oder sie in der Schlussphase deutlich zurückliegt.

WECHSEL DES BALLBESITZES

Außer dem Punt und dem Wechsel des Angriffsrechts nach vier erfolglosen Versuchen gibt es noch zwei weitere Möglichkeiten für die Defense, in Ballbesitz zu kommen: FUMBLE — Ein Offense-Spieler verliert den Ball und ein Defense-Spieler erobert ihn und INTERCEPTION — Ein Defense-Spieler fängt einen Pass der Offense ab.

SPIELZEIT

Die reine Spielzeit für ein Footballspiel in Deutschland beträgt 4x12 Minuten mit einer 15minütigen Halbzeitpause. Durch viele Unterbrechungen kann sich das Spiel jedoch auf fast drei Stunden ausdehnen. Hier die wichtigsten Situationen, bei denen die Uhr bis zum Beginn des nächsten Spielzugs angehalten wird:
• Ballträger läuft ins Seitenaus
• Unvollständiger Pass
• Auszeit (Timeout)

CHAIN

Die Meterkette (CHAIN) wird dazu benutzt, um die 10 Yards anzuzeigen, die die Offense in vier Versuchen schaffen muss, um weiter in Ballbesitz zu bleiben. Der Versuchsanzeiger zeigt genau an, wo sich der Ball gerade befindet und bei welchem Versuch die angreifende Mannschaft ist.

NACH DER PLATZWAHL …

... beginnt das Spiel mit einem Kickoff, einem möglichst weiten Tritt des Balles in die Spielhälfte des Gegners von der eigenen 35-Yard-Linie. Die den Kickoff empfangende Mannschaft (Receiving Team) versucht, den Ball möglichst weit zurückzutragen. Dort, wo der Ballträger gestoppt wird, erhält seine Mannschaft vier Versuche, um zehn Yards zu überbrücken.

OFFENSE

Die Mannschaft in Ballbesitz schickt nun ihre Offense auf den Platz, also das Angriffsteam. Die Offense besteht im Grunde aus vier verschiedenen Spielertypen. Da wäre einmal die Offense Line zu nennen, das sind Spieler in der vordersten Reihe. Ihr fallen fast ausschließlich Blockaufgaben zu, also das regelgerechte Behindern des Gegners durch Einsatz des eigenen Körpers. In der Offense Line spielen gewöhnlich die größten und körperlich stärksten Spieler der Offense. An den Flanken der Offense Line befinden sich die Receivers, deren wichtigste Aufgabe es ist, sich freizulaufen und Pässe zu fangen. Bei ihnen kommt es vor allem auf Schnelligkeit und Wendigkeit an. Direkt hinter der Offense Line befindet sich der Quarterback, der Spielmacher der Mannschaft. Er sollte ein guter Athlet mit viel Spielverständnis sein, der genaue Pässe werfen kann und auch selbst mit dem Ball laufen kann. Letzteres ist aber in erster Linie die Aufgabe der Runningbacks, die hinter dem Quarterback stehen und meist ähnliche Qualitäten wie die Receiver besitzen. Da sie jedoch häufiger in Kontakt mit der Defense kommen, sollten sie stabiler gebaut sein.

DEFENSE

In der Defense, der Verteidigungsmannschaft, unterscheidet man grob zwischen drei Spielertypen. Ganz vorn, gegenüber der Offense Line, befindet sich die Defense Line. Wie ihre direkten Gegenspieler sollten diese Akteure vor allem groß und kräftig sein, um den gegnerischen Blocks standhalten zu können. Unmittelbar hinter der Defense Line befinden sich die Linebackers, die sowohl eine gewisse Körpergröße und -kraft als auch Schnelligkeit mitbringen müssen, um den gegnerischen Ballträger zu verfolgen und Deckungsaufgaben übernehmen zu können. Die dritte Gruppe der Defense sind die Defense Backs. Sie sind dafür zuständig, die Receiver der Offense bei Pässen abzudecken, müssen aber auch gegen Läufe aushelfen können. Sie sind in ihrer Körpergröße mit den Receivern vergleichbar. Wie viele Spieler zu welcher Positionsgruppe gehören, hängt vom System ab, das die jeweilige Mannschaft spielt.

BEGINN DES SPIELZUGS

Der Spielzug beginnt dann nach der Aufstellung der Mannschaften auf ein bestimmtes Kommando des Quarterbacks mit dem SNAP, der Abgabe des Balles nach hinten durch den Center, den Mittelspieler der Offense Line. Vor dem Snap sind beide Mannschaften durch eine imaginäre Linie getrennt, die durch die Position des Balles verläuft und Line of Scrimmage heißt. Sollte ein Team diese Linie vor Beginn des Spielzuges überschreiten, wird es mit 5 Yards Raumverlust bestraft. Nach dem Snap darf sich im Grunde jeder Spieler frei bewegen.

SPIELZUGARTEN

Die Offense hat verschiedene Möglichkeiten, den Ball nach vorne zu bewegen. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Lauf- und Passspielzügen. Bei einem Lauf trägt ein Spieler, gew öhnlich ein Runningback, den Ball nach vorn, während seine Mitspieler versuchen, ihm den Weg frei zu blocken. Für einen Pass läuft im Allgemeinen der Quarterback zurück, um den Ball aus einer sicheren Position zu werfen. Die Offense Line hat die Aufgabe, ihm die heranstürmenden Verteidiger vom Leib zu halten, während die Receivers versuchen, sich frei zu laufen, um einen Pass fangen zu können.

LAUF ODER PASS?

Ob eine Mannschaft mehr auf Lauf- oder Passspiel setzt, hängt stark von den Fähigkeiten der einzelnen Spieler ab. Ein überragender Runningback im Team lässt viele Läufe ratsam erscheinen, während ein Quarterback mit seinem starken Arm Pässe sinnvoll macht. Auch die Stärken und Schwächen der Offense Line sind natürlich zu berücksichtigen, genauso wie die Qualitäten der Defense, der man gegenübersteht. Grundsätzlich gilt, dass Läufe risikoärmer sind, dafür aber auch meist nicht so viel Raumgewinn bringen wie Pässe. Mit Pässen dagegen kann man relativ viele Yards auf einmal machen, allerdings kommt man damit im Allgemeinen nicht so konstant nach vorn wie mit Läufen.

Die wichtigsten Regelverstöße

Obwohl viele Laien annehmen, im American Football sei alles erlaubt, gibt es etliche Aktionen, die nicht gestattet sind. Besonders unsportliches Verhalten oder grobe Fouls, die den Gegner schwer verletzen könnten, werden hart bestraft.

Ein Regelverstoß wird von den Schiedsrichtern beim American Football durch das Werfen einer gelben Flagge (Flag) angezeigt. Im Football werden Raumstrafen ausgesprochen. In besonders harten Fällen (krasses oder mehrfaches unsportliches Verhalten) kann ein einzelner Spieler, aber auch ein Coach, ausgeschlossen werden (Ejection).

Die Höhe des Distanzverlusts ist dem Vergehen nach dem umfangreichen Regelwerk fix vorgegeben, steht aber in Relation zu dessen Schwere und kann fünf, zehn oder 15 Yards betragen.

So wird ein leichtes Vergehen wie Spielverzögerung (Delay of Game) mit nur fünf Yards Raumverlust belegt. Dahingegen kostet ein schweres Foul, wie z.B. ein Face Mask (Griff ins Gesichtsgitter, Personal Foul) der Mannschaft des Übeltäters 15 Yards. Ein unerlaubtes Festhalten des Gegners (Holding) wird als mittelschweres Vergehen mit zehn Yards Strafe belegt.

Wir haben euch hier einen Auszug von häufigen Fouls zusammengestellt:

False Start (5 Yards)
Eine vertikale Bewegung eines Offense Spielers vor dem Snap, die den Beginn eines Spielzuges an- oder vortäuscht, wird als False Start (Fehlstart) bezeichnet. Vor dem Snap darf sich nämlich maximal ein Spieler der Offense, der Man in Motion, parallel zur Line Of Scrimmage (Anspiellinie) bewegen.

Delay of Game (5 Yards)
Eine absichtliche Spielverzögerung wird Delay of Game genannt und mit Raumverlust bestraft. Delay Of Game durch die Offense: Die Mannschaft mit Ballrecht führt den Spielzug nicht innerhalb der vorgeschriebenen 40 Sekunden, bzw. nach einer Spielunterbrechung nicht innerhalb von 25 Sekunden, aus.
Delay of Game durch die Defense: Die verteidigende Mannschaft gibt den Ball nur mit Verzögerung an die Schiedsrichter weiter, behindert einen gegnerischen Spieler am Aufstehen oder kickt den Ball weg.

Offensive Holding (10 Yards)
Eine unerlaubte Benutzung der Hände beim Blocken hat einen Holding-Penalty zur Folge. Dazu gehört zum Beispiel das Festhalten oder Ziehen des Gegners am Schulterpolster. Begeht ein Spieler der Offense einen Holding-Penalty in der eigenen Endzone, wird das mit einem Safety für die gegnerische Mannschaft geahndet.

Intentional Grounding
Ein Intentional Grounding liegt vor, wenn der Quarterback den Ball wegwirft, ohne eine wirkliche Anspielstation zu haben. Dies geschieht oft, um einen drohenden Sack und damit Raumverlust zu vermeiden. Wird auf Intentional Grounding entschieden, gilt es als ein Verlust eines Downs, und es wird am Spot des Fouls weitergespielt.
Quarterbacks versuchen einen absichtlichen Fehlpass oft zu tarnen, in dem sie den Ball viel zu kurz oder zu weit in Richtung eines Receivers werfen. Der Ball muss aber zumindest die Line of Scrimmage berühren oder überschreiten, sonst ist es in jedem Fall ein Foul. 

Block in the Back (10 Yards)
Unerlaubter Block von hinten oberhalb der Gürtellinie. Blocks von hinten sind im American Football generell verboten. 

Clipping (15 Yards)
Unerlaubter Block von hinten unterhalb der Gürtellinie. 

Running into the Kicker (5 Yards)
Beim Punt oder Field Goal Versuch darf ein Defensiv-Spieler nicht in den Kicker hineinlaufen. Da die Defense versucht, den Kick zu blocken geschieht dieser Regelverstoß oft unabsichtlich. Dieses Foul wird mit einem Raumverlust von 5 Yards geahndet.

Roughing the Kicker (15 Yards) 
Wird der Kicker aktiv attackiert nachdem er den Ball getreten hat, wird eine Strafe von 15 Yards Raumverlust verhängt.

Pass Interference (15 Yards)
Bei einem Pass müssen sowohl Wide Receiver als auch Defensiv-Spieler die gleiche Chance haben, den Ball erreichen zu können. Wird ein Spieler beim Versuch, einen Pass zu fangen, gestoßen oder behindert, so spricht man von einer Passbehinderung im Sinne der Regel.

Offside (5 Yards)
Ein Spieler der Defense ist Offside (im Abseits), wenn er sich zum Zeitpunkt des Snaps über die Anspiellinie (Line of Scrimmage) hinaus bewegt hat. Da das Abseits der Defense (ohne Kontakt zu einem Ofefnse-Spieler) erst beim Snap geahndet werden kann, wird der Spielzug ausgeführt und zu Ende gespielt. Die Offense hat dann sozusagen ein „free play“.

Facemask (15 Yards)
Wenn ein Spieler in das Gesichtsgitter des Gegners greift, so ist dies ein Facemask Foul. Der Griff an das Gesichtsgitter ist erlaubt, der Griff in das Gesichtsgitter (zugreifen) ist allerdings verboten.

Helmet to Helmet (15 Yards)
Um die Verletzungsgefahr gering zu halten, sind zielgerichtete Tackles oder Hits mit dem eigenen Helm auf den Helm des Gegners unzulässig. Diese Hits können zu Gehirnerschütterungen und schlimmeren Kopfverletzungen führen und sind in jedem Fall zu vermeiden. Wenn der Angriff auf den Gegner zielgerichtet ist, dann kann auch ein Spielausschluss des foulenden Spielers erfolgen.

Unsportsmanlike Conduct (15 Yards)
Jede Art von unsportlichem Verhalten. Dazu zählen im American Football zum Beispiel das Beschimpfen des Schiedsrichters oder das Verhöhnen eines Gegenspielers. Neben den Spielern sind auch die Trainer nicht vor dieser Strafe gefeit. Bei zwei Verstößen gegen diese Regel in einem Spiel wird der betroffene Spieler von der Partie ausgeschlossen.

Unnecessary Roughness (15 Yards)
Bezeichnet das unerlaubte Attackieren eines Spielers nachdem der Spielzug bereits beendet ist. Zum Beispiel wenn ein Spieler bereits am Boden liegt oder sich im Aus befindet. Nach dem Pfiff des Referees sind Tackles oder Hits verboten. Für den Quarterback gilt Ähnliches. Wenn der Quarterback den Ball geworfen hat, darf er danach nicht vom Defensiv-Spieler attackiert werden.

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